Rebhuhn: Schutzprojekt auf der Stader Geest zeigt Wirkung

Jäger, Landwirte und Behörden ziehen bei Artenschutz im Landkreis Stade an einem Strang: Auf der Stader Geest läuft ein aufwendiges Artenschutzprojekt, um den Besatz des Rebhuhns (perdix perdix), entgegen dem bundesweiten abfallenden Trend, wieder ansteigen zu lassen.

Der Hühnervogel fühlt sich besonders in der abwechslungsreichen Landschaft- und Agrarstruktur der Geest wohl. Insbesondere die Ränder von Getreidefeldern, gepflegten Hecken, nicht gemulchten Wegrändern sind ein bevorzugter Lebensraum der bedrohten Art. Im Kutenholzer Projektgebiet, stellen sich bereits im ersten Jahr die Erfolge der Maßnahmen ein.

Das Rebhuhn ist bis zum Jahr 1991 nachhaltig im Projektgebiet bejagt worden, doch als die Bestände sich nicht mehr ausreichend reproduziert, wurde die Jagd auf das Rebhuhn von den ortsansässigen Jägern eingestellt worden. Die Jägerschaft ist genauso wie die lokale Landwirtschaft, an einem nachhaltigen Umgang mit der Natur interessiert.

Der Kutenholzer Jäger und Projektleiter des Rebhuhn-Schutzprojekt, Jens Hariefeld, hatte Ende Juli zu einem Vor-Ort-Termin mit örtlichen Jägern und Landwirten geladen, um Sponsoren und Unterstützern des Projektes zu zeigen, was sich in den vergangenen Monaten getan hat und wie sich die Arten bereits im ersten Jahr entwickelt haben.

Längst steht das Rebhuhn auf der Liste der aussterbenden Arten. Doch gegen den fallenden Trend haben die im Raum Kutenholz umgesetzten Maßnahmen dazu geführt, dass sich der Bestand erholt: „Der Erfolg ist messbar“, sagte Projektleiter Hariefeld. Innerhalb eines Jahres stieg der Rebhuhnbesatz um 44 Prozent an. „Das ist einmalig in Deutschland.“ Der Projektleiter betonte, dass es sich ausschließlich um den natürlichen Bestand handelt, der sich jetzt in einem erfreulich rasanten Tempo erholt. Hariefeld: „Wir haben keine Rebhühner aussetzen müssen, da wir über Jahre einen natürlichen Rebhuhn-Besatz in unserer Gemeinde erhalten konnten“.

Ein solches Monitoring über viele Jahre sei wichtig, unterstrichen der Leiter des Amtes Naturschutz in der Stader Kreisverwaltung, Dr. Uwe Andreas, und Kreisjägermeister Axel Schuldt und wird über die Wildtiererfassung seit Jahrzehnten betrieben.

„Wir sehen nicht nur die Leitart Rebhuhn, sondern auch die vielen Arten, die sie im Schlepptau hat“, sagte Dr. Andreas. „Wenn es dem Rebhuhn gut geht, profitieren davon viele andere Vögel und Insekten.“ Während einer zweistündigen Fahrt mit dem Planwagen zu verschiedenen Stationen des Projektes identifizierte der Leiter der Naturschutzbehörde mit dem Zwerg-Bläuling etwa einen seltenen Falter, der sich auf einer von zahlreichen von den Landwirten und Jägern angelegten Blühwiesen niedergelassen hatte.

Das Rebhuhn liebt freie und hoch liegende Bereiche und lebt bevorzugt dort, wo es sandige Böden gibt. Im Rahmen des Feldvogelschutzprojektes haben die Jäger im ersten Jahr ca. 1 km Hecken wieder auf den Stock gesetzt, die vor ca. 30 Jahren von den Jägern auf den Flächen der Gemeinde gepflanzt wurden. Randbereiche von Getreidefeldern, die dem Rebhuhn als Brut- und Rückzugsgebiet dienen, werden nicht abgeerntet, sondern bleiben als überjähriges Getreide stehen.  Pro bestätigtem Rebhuhn-Paar wurden 2 Futtereimer aufgestellt. Streuobstwiesen, die bereits als Kompensationsflächen für Windenergieanlagen angelegt worden sind, wurden um Blühstreifen aufgewertet, damit die Mulchung während der Brut-  und Setzzeit unterbleibt. Dort lebt dann z.B. der Blutbär – eine seltene Raupe, die vom giftigen Jakobskreuzkraut lebt und dieses zurückdrängt. 

Zu den Unterstützern des Artenschutzprojektes zählen u.a. das Amt für Naturschutz beim Landkreis Stade, die Jägerschaft des Landkreises Stade, die Kreissparkasse Stade und die Volksbank Geest mit ihren Stiftungen, die Fa. Alpers und das Stader Werk des Chemiekonzerns Dow. Alle Maßnahmen erfolgen in enger Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde.

Der Erfolg trägt Früchte.

Seit diesem Sommer erfolgt als Phase 2 des Projektes, in der angrenzende Gemeindejagd Mulsum die Umsetzung Rebhuhnprojektes mit ihren 3 Hauptprojektsäulen (Biotopverbesserungen, Nahrungsangebote und Prädatorenmanagement).  Als Phase 3 folgen dann Ende 2023 / Anfang 2024 die an das vorhandene Projektgebiet angrenzenden Gemeindejagden Aspe und Brest, die dann eine Verbindung zu den Gemarkungen Bargstedt und Ohrensen bilden, so dass bis Ende 2024 dann eine zusammenhängende Rebhuhnschutz-Projektfläche von ca. 10.000 ha geschaffen wurde, die wissenschaftlich untersucht werden soll, um neben dem Rebhuhn weitere Arten und Pflanzen zu identifizieren, die von diesen Maßnahmen profitieren.

Jens Hariefeld

Stellvertretender Vorsitzender der Jägerschaft Stade

Stader Tageblatt vom 5. August 2023